EINBLICKE IN DIE PRAXIS

Eine Schule = ein freier Träger

In Ahlen gibt es vier Schulen, die sich zu Familiengrundschulzentren entwickelt haben. An den Schulen sind unter anderem Förderassistenzen, Offener Ganztag (OGS) oder Schulsozialarbeit anzutreffen. Das führt oft dazu, dass verschiedene freie Träger vor Ort sind. Zielstellung der Ahlener Jugendhilfe ist es, Trägerstrukturen zu bündeln. Was sind die Vor- und Nachteile diese Bündelung? Das erklärt Lisa Kalendruschat, Koordinatorin der Ahlener Präventionskette, im Interview.

In einer Kommune sind viele freie Träger vor Ort, die Bildungsangebote machen, den offenen Ganztag oder Familiengrundschulzentren umsetzen und vieles mehr. In Ahlen machen Sie nun den Versuch, die Trägerstrukturen zu bündeln. Was heißt das?

Unsere Zielsetzung in der Jugendhilfe ist es, dass wir möglichst an einem Schulstandort, Strukturen aus einer Trägerhand haben. Beispielsweise an der Mammutschule ist es so, dass die OGS zum 1. August 2021 in die Trägerschaft der AWO übergeht genauso wie das Familiengrundschulzentrum. Die Trägerschaft der Schulsozialarbeit befindet sich bereits seit längerer Zeit in Trägerschaft der AWO. Das hat zum Beispiel folgenden Vorteil: Der Austausch über ein Kind kann aus verschiedenen Perspektiven erfolgen, um die Heranwachsenden bestmöglich in ihrer Entwicklung unterstützen zu können. Die Kommunikationsstrukturen sind vereinfacht. Damit möchte ich aber auf keinen Fall sagen, dass es nicht möglich ist, dass auch die Träger untereinander gute Kommunikationsstrukturen haben. Das ist in Ahlen auf jeden Fall gegeben. Aber wir haben uns in der Jugendhilfe dafür entschieden, dass alles an einem Standort im besten Fall aus einer Hand kommt. Wir wollen Kräfte und Fachwissen bündeln. Gleichzeitig ist es wichtig, dass das Familiengrundschulzentrum ganz klar auch ein Lotse ist; eine Lotsenfunktion hat zu anderen Trägern, zu anderen Diensten, zu anderen Einrichtungen. Das eine soll das andere nicht ausschließen.

Wie haben die Träger darauf reagiert? Welcher Dialog hat stattgefunden?

Wir in unserem Fachbereich gestalten das Ganze fair. Wir sind damit sehr transparent umgegangen, haben Gründe benannt und den Dialog gesucht. Das war für uns eine gute Linie.

Was waren die Kriterien, die für einen bestimmten Träger an einem Standort gesprochen haben?

Wir würden gerne die Trägervielfalt fördern. Die vier Standortorte haben je einen Träger. Wir haben vier verschiedene Schulen, an denen wir bereits bestimmte Trägerstrukturen vorgefunden haben. Diese haben wir mit Ruhe und Bedacht sukzessiv ausgebaut. Bei den Familiengrundschulzentren handelt es sich um eine Maßnahme aus der Jugendhilfe, die vom Jugendamt gesteuert wird. Mit Bedacht haben wir geschaut, wie sich die Familiengrundschulzentren in die vorzufindenden Strukturen zielbringend einfügen lassen. Diese Vorgehensweise konnten wir transparent nach außen vermitteln. Es war keine willkürliche Entscheidung. Alle Träger hatten großes Interesse mitzuwirken und die Trägerschaft für ein Familiengrundschulzentrum zu übernehmen.

Gibt es gemeinsame Formate, wo alle Träger und Kommune zusammenkommen?

Ich muss ein großes Kompliment an meine Fachbereichsleitung aussprechen. Wir legen viel Wert auf Kommunikation. Wir haben monatliche Trägertreffen, wo unterschiedliche Themen angesprochen werden. Familiengrundschulzentren sind ein Thema davon. Generell arbeiten wir alles gemeinsam mit den Trägern aus. Wir versuchen immer, sie partizipativ mit reinzuholen. Wir versuchen gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Es kann schnell auch zu Rivalitäten kommen. Durch unseren offenen, transparenten Weg können wir dem entgegenwirken und positive Beziehungen fördern.

WEITERE INFORMATIONEN

Interview: Marisa Klasen und Daniela Zentner, Wübben Stiftung Bildung
Foto: © Wübben Stiftung Bildung/Peter Gwiazda
Kommune: Ahlen
Website: Ahlener Präventionskette