EINBLICKE IN DIE PRAXIS

Wie entsteht ein Familien­grund­schul­zentrum? Wie kann man den Kontakt zu Eltern und Kindern nach­haltig gestalten? Wie gelingen Kooperationen im Sozial­raum? Diese und viele weitere Fragen stellen sich viele Kommunen und Familien­grund­schul­zentren. Wir besuchen in regelmäßigen Abständen die Initiativ­kommunen und sammeln Einblicke in die Praxis ein. Lassen Sie sich inspirieren.

Datengetriebene Ansätze in der Entwicklung von Familiengrundschulzentren in Bielefeld

Yvonne Becker-Schwier, Kommunale Koorindation der FGZ in Bielefeld, und Jakob Bergen, stellvertretender Amtsleiter des Büros für Sozialplanung, geben im Interview Einblicke in ihre strategische Nutzung von Daten, die Auswahl relevanter Kennzahlen und haben wertvolle Empfehlungen für Kommunen, die sich auf einen ähnlichen Weg machen möchten.

Eltern als Ressource für die Elternarbeit in sozial benachteiligten Quartieren

Das Einzugsgebiet der Grundschule an Dreslers Park in Kreuztal ist mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Viele Familien sind geprägt durch eine Fluchterfahrung, haben einen niedrigen Bildungsstatus und sind einkommensarm. Anke Conrads, Teil der erweiterten Schulleitung, und FGZ-Koordinatorin Margaret Dick erläutern im Interview ihre Herangehensweise und machen deutlich, wie wichtig es ist, Eltern nicht nur als Zielgruppe der Elternarbeit zu sehen, sondern auch als Ressource.

Kreuztal: Über die Herausforderungen und kreativen Zugänge einer kreisangehörigen Kommune beim Aufbau eines Familiengrundschulzentrums

Die Stadt Kreuztal ist eine kreisangehörige Kommune im Kreis Siegen-Wittgenstein ohne eigenes Jugendamt. Das Konzept „Familiengrundschulzentren“ ist hier bereits 2010 als Idee aufgetaucht und konnte 2018 im Rahmen des Stadterneuerung „Starke Quartiere – Starke Menschen“ in einer Grundschule umgesetzt werden. Stadtrat Patrick Zöller und Amtsleiter Uwe Montanus berichten im Interview über den ersten Förderzugang, den Europäischen Sozialfonds.

Profil FGZ-Leitung: „Ich kann anlasslos auf die Eltern zugehen und sie die Schule anders erleben lassen“

Andrea Feirer war 15 Jahre Leitung des Offenen Ganztags an der Pestalozzischule in Gladbeck und leitet dort nun seit zwei Jahren das Familiengrundschulzentrum. Im Interview berichtet sie über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Stellen, ihre Aufgaben und die Arbeit im multiprofessionellen Team.

Von Aufgaben und Qualifikation einer FGZ-Leitung bis hin zum Fachkräftemangel – eine Träger-Perspektive

Das Evangelische Bildungswerk in Duisburg gibt uns Einblicke in seine Arbeit: Wie sieht das Kompetenzprofil der FGZ-Leitung aus und die notwendige Qualifikation? Wie können Verträge gestaltet werden? Und wie sehen Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel aus?

Elternarbeit im Brennpunkt – über ernstgemeinte interkulturelle Arbeit und Eltern als Partner

Elternarbeit in Brennpunkten ist nicht einfach. Hier kommen unterschiedliche Herausforderungen zusammen – wie die Sprache, Vorbehalte gegenüber der Schule, Schul-Bildungsferne und Verunsicherung. Gleichzeitig sind die Eltern wichtige Partner in der Schullaufbahn ihrer Kinder. Wir haben eine Grundschule in Duisburg-Hochfeld besucht und ihre Schulleiterin Jennifer Poschen beschreibt im Interview wie es möglich ist, sich auch schwer erreichbaren Eltern zu nähern – in erster Linie durch ernstgemeinte interkulturelle Arbeit.

Gesund­heits­lotsen­dienst an Familien­grund­schul­zentren: Für ein gesünderes Heranwachsen in sozialen Brennpunkten

In Köln beraten Gesundheitslotsinnen Familien in sozioökonomisch benachteiligten Quartieren Familien, vermitteln ihnen den Zugang zum Gesundheitssystem und gestalten für die Kinder präventive Angebote. Wir haben uns angeschaut, wie das funktioniert.

„Gesundheitsfragen in der Schule sind kein Schmankerl, sondern zentrale Voraussetzung für ein besseres Lernen der Kinder“

Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen erklärt, warum es so wichtig ist, Gesundheitsangebote an Grundschulen in sozioökonomisch benachteiligten Quartieren, zu stärken.

Praxistipp: Kooperation mit einer Volkshochschule am Beispiel einer iPad-Schulung für Eltern

Wenn sich eine Grundschule zu einem Familiengrundschulzentrum (FGZ) entwickelt, liegt eines der Hauptziele darin, dass sich die Schule in den Sozialraum öffnet und für Familien zum Knotenpunkt im Stadtteil wird. Ein gelingendes Beispiel hierfür durften wir bei einem Angebot der Volkshochschule Bottrop (VHS) an einer Grundschule in Bottrop erleben.

Ein Blick auf Schulsozialarbeit und Familiengrundschulzentren aus kommunaler Perspektive

Wir sehen die Familiengrundschulzentren immer im Kontext der verschiedenen Professionen, die an Schule tätig sind und denken, dass es wichtig ist, dass die verschiedenen Akteursgruppen gut kooperieren. Wir haben in verschiedenen Kommunen deshalb nachgehört, wie sie mit den Professionen Familiengrundschulzentrum und Schulsozialarbeit umgehen.

Familien­grund­schul­zentren und Schul­sozial­arbeit mit unterschiedlichen Trägern am Beispiel der Kommune Essen

Wir sehen die Familiengrundschulzentren immer im Kontext der verschiedenen Professionen, die an Schule tätig sind und denken, dass es wichtig ist, dass die verschiedenen Akteursgruppen gut kooperieren. Wir haben in verschiedenen Kommunen deshalb nachgehört, wie sie mit den Professionen Familiengrundschulzentrum und Schulsozialarbeit umgehen.

Wenn ein Familien­grund­schul­zentrum den Standort wechselt

Wenn eine Kommune den Standort für ein Familiengrundschulzentrum auswählt, spielen viele Kriterien eine Rolle. Die Situation im Stadtteil, die Lebenslagen der Familien, die Menschen vor Ort an der Schule. Trotz vieler Überlegungen und Abwägungen kann es passieren, dass sich nach Start eines Familiengrundschulzentrums zeigt, dass das Konzept aus unterschiedlichen Gründen vor Ort nicht funktioniert.

„Wir nutzen Daten, aber sie sind nicht alles“

Immer mehr Kommunen setzen auf ein datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement. Welche Rolle können Daten für den Aufbau und die Angebotsgestaltung von Familiengrundschulzentren spielen? Wo liegen die Chancen, aber auch die Herausforderungen? Das haben wir Yvonne Becker-Schwier gefragt. Sie ist die Kommunale Koordinatorin für Familiengrundschulzentren in Bielefeld.

Jede Grundschule in Nordrhein-Westfalen sollte ein Familienzentrum werden

Vor sieben Jahren ist die Idee der Familiengrundschulzentren in Gelsenkirchen entstanden. Die Vision damals: Schule ist ein Ort des Lebens und Lernens der gesunden und glücklichen Kinder. Wir haben in Gelsenkirchen nachgefragt, ob Wünsche und Hoffnungen von damals in Erfüllung gegangen sind und blicken mit Neriman Aksoy, kommunale Koordinatorin für Familiengrundschulzentren bei der Stadt Gelsenkirchen, auch in die Zukunft.

Lotse und Helfer in der Not

Familiengrundschulzentren wollen auf Augenhöhe Eltern als Bildungspartner ihrer Kinder gewinnen. Sie versuchen mit niederschwelligen Angeboten, Eltern den Zugang zu Schule zu erleichtern und Schule mit positiven Erfahrungen zu verbinden. Dadurch haben Familiengrundschulzentren eine besondere Nähe zu Eltern und können diese auch nutzen, um Eltern auf weitere Angebote im Sozialraum aufmerksam zu machen. „Das Jugendamt ist oft noch sehr negativ behaftet für Eltern. Sie sehen nicht die Hilfe, sondern haben eine diffuse Angst“, sagt Denise Runge, Leiterin des Familiengrundschulzentrums an der Mammutschule in Ahlen. Diese Barrieren könne das Familienzentrum abbauen und Vertrauen schaffen.

Elterngespräche an der Türangel

Die Mammutschule in Ahlen hat auf dem Weg zum Familiengrundschulzentrum einen langen Prozess durchlaufen. Ging es anfangs primär um Fragen zu Organisation und der Rollenklärung zwischen den an Schule befindlichen Akteuren, hat sich im Prozessverlauf viel auf den Beziehungsaufbau zu den Familien und dessen Pflege konzentriert. Dabei hat sich viel an der inneren Einstellung gegenüber Eltern verändert. „Wir waren früher ein stückweit arrogant und haben Eltern viele Grenzen aufgezeigt“, sagt Elke Walter, Schulleiterin der Mammutschule. Die Eltern haben sich dadurch aus der Schule zurückgezogen. „Die Entwicklung zum Familiengrundschulzentrum hat uns die Augen geöffnet.“

Vom Piloten zu vier Familiengrundschulzentren

In Ahlen gibt es 2021 inzwischen vier Familiengrundschulzentren. Das erste Familienzentrum ist in städtischer Trägerschaft gestartet, die weiteren drei in freier Trägerschaft. „Der Vorteil der städtischen Trägerschaft lag ganz klar im Lernen“, sagt Lisa Kalendruschat, Koordinatorin der Ahlener Präventionskette. Durch die engmaschige Betreuung habe man das Konzept gut ausarbeiten können.

Eine Schule = ein freier Träger

In Ahlen gibt es vier Schulen, die sich zu Familiengrundschulzentren entwickelt haben. An den Schulen sind unter anderem Förderassistenzen, Offener Ganztag (OGS) oder Schulsozialarbeit anzutreffen. Das führt oft dazu, dass verschiedene freie Träger vor Ort sind. Zielstellung der Ahlener Jugendhilfe ist es, Trägerstrukturen zu bündeln. Was sind die Vor- und Nachteile diese Bündelung? Das erklärt Lisa Kalendruschat, Koordinatorin der Ahlener Präventionskette, im Interview.

Praxistipp: Mentoringprogramm „Balu & Du“ an einem Familien­grund­schulzentrum

Kinder wachsen durch Vorbilder. Das ist die Grundidee hinter sogenannten Mentoring- und Patenschaftsprojekten. Dabei findet sich eine große Vielfalt an Ausgestaltungsmöglichkeiten solcher Projekte beispielsweise hinsichtlich der Wahl der Mentorinnen und Mentoren. „Rock your Life“ setzt beispielsweise Studierende als Mentorinnen und Mentoren für Schülerinnen und Schüler aus Haupt- und Gesamtschulen ein.

Wie ein Familien­grund­schulzentrum entsteht – am Beispiel von Mönchengladbach

Derzeit entstehen in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern viele Familiengrundschulzentren. Doch wie entsteht ein neues Familiengrundschulzentrum? Im Interview beschreibt die kommunale Koordinatorin in Mönchengladbach, Annika Ahrens, den dortigen Weg: von den Voraussetzungen und Prozessen in der Kommune, über die Fragen der richtigen Standortwahl, der Anbahnung des Vorhabens am Schulstandort und letztlich der benötigten Strukturen für dessen Umsetzung.

Installierung und Ansiedlung der Kommunalen Koordination für Familien­grund­schul­zentren in der Jugendhilfe – am Beispiel von Mönchengladbach

Kommunen, die Familiengrundschulzentren etablieren wollen, stellen sich ähnliche Fragen. Eine dieser Fragen ist, ob man eine Kommunale Koordination für Familiengrundschulzentren installiert und wo man diese in der Kommune ansiedelt. Wir haben in Mönchengladbach nachgefragt, wofür man sich dort entschieden hat und warum. In Kürze: Es gibt eine Kommunale Koordination für Familiengrundschulzentren und diese ist angesiedelt im Jugendamt.

Das Familien­grund­schul­zentrum als Knotenpunkt im Sozialraum

Familiengrundschulzentren leben von Kooperationen – nicht nur innerhalb der Schulgemeinde, sondern vor allem auch im Sozialraum. Doch wie entstehen diese? „Wir halten Augen und Ohren offen und ruckzuck entwickelt sich etwas Neues“, sagt Claudia Kirsch, Leiterin des Familiengrundschulzentrums an der Evangelischen Grundschule Pahlkestraße in Mönchengladbach.

„Ich sehe dich. Ich bin da“ – Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams

Entsteht ein neues Familiengrundschulzentrum, entstehen dadurch auch neue Strukturen an einer Grundschule, neue Chancen und neue Herausforderungen. Wie kann Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams gelingen? Wie geht man mit Widerständen um? Wie kann man als Team den Prozess gestalten und reflektieren? Das haben wir Christina Terfurth gefragt. Sie ist u.a. in der Leitungskräftefortbildung beim QUA-LiS NRW tätig und heute Referentin bei unserer Fachveranstaltung: „Umgang mit „Widersacherinnen“ und „Widersachern“ – die Kunst, Widerständen konstruktiv zu begegnen“.

Praxistipp: Padlet – eine interaktive Pinnwand für die Angebote eines Familiengrundschulzentrums

Bis zum ersten Lockdown im März 2020 hatte im Familienzentrum Sternschule in Gelsenkirchen noch niemand über digitale Angebote für Familien nachgedacht. Es gab dafür einfach keine Notwendigkeit. Als sich mit der Zeit immer stärker abzeichnete, dass die Pandemie nicht nach wenigen Monaten vorbei sein sollte, hat sich das Familienzentrum Sternschule entschieden, aktiv zu werden. Um den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern zu halten und Informationen zu teilen, nutzt die Schule ein Padlet. Die Funktionsweisen waren dadurch Schülerinnen, Schülern und Eltern bekannt, so dass das Familiengrundschulzentrum entschied, ebenfalls ein Padlet einzurichten und darüber Angebote des Familiengrundschulzentrums zu platzieren.

Praxistipp: Anreiz-Bonus-System – Wie man den Kontakt zu Eltern und Kindern binden kann

Wie schafft man es den Kontakt zu Eltern und Kindern nachhaltig zu gestalten? Wie kann man Familien zur aktiven Teilnahme an den Angeboten eines Familiengrundschulzentrums animieren? Das fragen sich nicht nur neue Familiengrundschulzentren. Im Lockdown war dies eine große Herausforderung für viele. Wir haben dazu mit Tanja Hupe, langjährige Leiterin des Familienzentrums Sternschule in Gelsenkirchen gesprochen. Ihr Tipp: Machst du mit, dann bekommst du was von mir.

Praxistipp: Wie Angebote für Familien auf Distanz aussehen können

Im März 2020 waren die Schulen zum ersten Mal aufgrund der Corona-Pandemie für den Präsenzverkehr geschlossen. Im anschließenden Jahr lösten sich Öffnungen und Schließungen von Schulen regelmäßig ab. Was hat das für Familiengrundschulzentren bedeutet und wie sahen Angebote für Familien aus, die auch im Lockdown – auf Distanz – funktionierten? Wir haben Tanja Hupe, die langjährige Leiterin des Familienzentrum Sternschule in Gelsenkirchen gefragt. Ihre erste Einschätzung: Wir sind an der Situation gewachsen. Während wir am Anfang von der Situation überfordert waren, bereiten uns nun mögliche kommende Schließungen keine Sorgen mehr.

„Der Schlüssel liegt im Aufbau positiver Beziehungen zwischen Schule und Elternhaus“

In Ahlen gibt es inzwischen vier Familiengrundschulzentren. Lisa Kalendruschat, die Koordinatorin Präventionskette, wünscht sich für ihre Kommune, dass Familiengrundschulzentren zum festen Bestandteil der Stadtgesellschaft werden und nicht mehr wegzudenken sind. Gerade die Pandemie habe gezeigt, dass Familiengrundschulzentren eine zentrale Ressource für Schule und Familien sind.

„Wenn die Kinder sehen, dass auch die Eltern in die Schule gehen, gibt ihnen das Sicherheit.“

Familienzentren verbinden Familien mit der Grundschule und dem ganzen Viertel und machen Eltern zu echten Bildungspartnern ihrer Kinder. Wie die Stadt Gelsenkirchen mit Hilfe der Wübben Stiftung ein neues Konzept aus­ probiert und zum landesweiten Vorreiter wird.

„In erster Linie muss eine Schulgemeinde Ja sagen.“

Die Einrichtung von Familienzentren an Grundschulen in Gelsenkirchen kann als ein Prozess beschrieben werden – und als ein großer Erfolg. Mit Förderung der Wübben Stiftung kamen in den letzten fünf Jahren stetig mehr Schulen hinzu. Von den Machern verlangte dieser Prozess viel Geduld, Kommunikationsvermögen und eine klare Vision.

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