AKTUELLES

Kinderstark-Evaluation zu Monitorings und der datenbasierten Steuerung von Familiengrundschulzentren

08.03.2024

Das Landesprogramm „kinderstark – NRW schafft Chancen“ wurde im Jahr 2020 ins Leben gerufen, um den flächendeckenden Aufbau kommunaler Präventionsketten in NRW zu fördern. Die Familiengrundschulzentren sind eines von sechs möglichen Handlungsfeldern. Für dieses Programm liegt nun eine Evaluation der Umsetzung vor, die von Rambøll Consulting durchgeführt wurde.

Im Rahmen des Kapitels „Wissen, was wirkt – Steuerung und Beteiligung für passgenaue und wirkungsvolle Angebote“ wird die datenbasierte Steuerung in den Kommunen betrachtet. Denn ein Ziel von kinderstark ist es, den Auf- und Ausbau wissensbasierter Steuerungssysteme in kommunalen Verwaltungen zu fördern.

Die Evaluation greift folgende Aspekte auf, die im Folgenden näher erläutert werden.

  • Datennutzung in erfahrenen und neuen kinderstark-Kommunen
  • Art der Daten
  • Hindernisse
  • Bedeutung für die zukünftige Präventionspolitik

Datennutzung in erfahrenen und neuen kinderstark-Kommunen

Datenerhebung und Datennutzung waren bereits in den „Kommunalen Präventionsketten NRW“, dem Vorgängerprogramm von „kinderstark“, ein Schwerpunkt. So führt Rambøll Consulting in der Evaluation aus, dass „erfahrene“ Programmkommunen deutlich häufiger bildungs- und gesundheitsstatistische Daten in ihre Planungsprozesse einbeziehen als Kommunen, die neu im kinderstark-Programm hinzugekommen sind. Weiter heißt es in der Evaluation: „Auch wenn es noch weitere Einflussfaktoren auf die dargestellten Unterschiede geben kann – in ihrer Deutlichkeit sind sie doch ein Hinweis darauf, dass die Teilnahme an den Vorgängerprogrammen dazu beigetragen hat, Routinen in den Kommunen zur Datennutzung für die Arbeit der Netzwerkkoordinationen zu etablieren.“ Dieser Effekt ist allerdings nicht bei der eigenen Datenerhebung zu beobachten. Hier ist die Gruppe derjenigen, die eigene Zielgruppenbefragungen planen, in den erfahrenen und neuen Kommunen ähnlich groß.

Darüber hinaus zeigt sich zudem ein ambivalentes Bild: Der Aufbau von Monitorings wird nur von etwa einem Drittel der Koordinationskräfte überhaupt verfolgt. Gleichzeitig stimmten in der Befragung 94 Prozent von ihnen der Aussage zu, dass ein sozialräumliches Monitoring dazu beiträgt, präventive Maßnahmen gegen Kinderarmut zielgerichtet planen zu können.

Lesen Sie dazu auch unser Interview „Datengetriebene Ansätze in der Entwicklung von Familiengrundschulzentren in Bielefeld”.

Art der Daten

Die kinderstark-Evaluation zeigt, dass fast 90 Prozent der Koordinationskräfte bereits Daten der amtlichen Sozialberichterstattung für eigene Planungsprozesse nutzen. Bildungs- und Gesundheitsdaten liegen mit rund zwei Dritteln bzw. rund der Hälfte jedoch dahinter. Auch die Verbreitung niedrigschwelliger, eigener Formen der Datenerhebung bezeichnet Rambøll Consulting als ausbaufähig. So gaben 55 Prozent der Befragten an, selbst Zielgruppenbefragungen durchzuführen, 41 Prozent veranstalten Sozialraumkonferenzen und 23 Prozent führen Sozialraumbegehungen durch.

Hindernisse

Warum sind Datenerhebung und -auswertung so herausfordernd? Die Evaluation nennt mehrere Gründe: Zum einen die zeitlichen Ressourcen der Koordinierenden und die Überlagerung von Aufgabenbereichen. Zum anderen das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen beziehungsweise der Qualifizierungshintergrund in Bezug auf regelmäßige Erfahrungen mit der Konzeption und Durchführung von Datenerhebungen und -auswertungen. Die Evaluation empfiehlt, einfache Formen der Datenerhebung zu nutzen. Dies können Befragungen von Eltern, Kindern oder Fachkräften mit einfachen Fragebögen sein. Die Einbindung der Jugendhilfeplanung oder der kommunalen Statistikstellen wird empfohlen, um auf vorhandenes Wissen zurückgreifen zu können. Die Bildung von Auswertungsgemeinschaften fördert zudem die Akzeptanz der Ergebnisse und ermöglicht einen schnellen Austausch mit den Akteuren vor Ort.

Bedeutung für die zukünftige Präventionspolitik

Abschließend wird in der Evaluation deutlich gemacht, warum Monitoring und die wissensbasierte Steuerung für die Präventionspolitik so wichtig sind: „Die Produktion gesicherten Wissens zu Bedarfen der Zielgruppen und Angebotslücken in der kommunalen Versorgungslandschaft ist zentral, um Präventionsmaßnahmen und -politik wirkungsvoll zu gestalten. Lokale Akteurinnen und Akteure benötigen dieses Wissen dabei vor allem auf kleinräumiger Ebene, um daraus bedarfsgerechte Angebote und Maßnahmen vor Ort zu kreieren. Bei der Konzeption und Durchführung von Erhebungen, die solches Wissen produzieren, sind sie dabei häufig auf sich allein gestellt. Eine funktionierende Präventionspolitik muss deshalb diesbezüglich befähigend wirken und die Entwicklung von Kompetenzen bei den Handelnden ermöglichen. Denn Prävention wirkt dort, wo Angebote den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen vor Ort begegnen.“

Hier geht es zur Evaluation: „kinderstark-NRW schafft Chancen“

Text: Julika Enbergs, Marisa Klasen, Sebastian Schardt, Wübben Stiftung Bildung