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GGS Hochfelder Markt: Vier Säulen für ein gutes Miteinander

Robin Simon, Koordinierung des Familiengrundschulzentrums der Gemeinschaftsgrundschule Hochfelder Markt in Duisburg, hat bei den Ankerplätzen für Schulleitungen von Startchancen-Schulen in Schleswig-Holstein vorgestellt, wie er an seiner Schule die Zusammenarbeit mit Eltern auf Basis von vier Säulen aufgebaut hat.  

Elternarbeit an Schulen im Brennpunkt ist für Koordinierungen von Familiengrundschulzentren (FGZ) oft eine herausfordernde Aufgabe. Das weiß auch Robin Simon, der seit 2021 das FGZ an der GGS Hochfelder Markt leitet. Die Schule ist in Duisburg Hochfeld verortet, rund 80 Prozent der Familien beziehen hier Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch. So wachsen viele Kinder in prekären Verhältnissen auf. Ebenfalls bestehen große Hürden im Spracherwerb der Kinder: So beginnt etwa die Hälfte von ihnen die Grundschule ohne Deutschkenntnisse.

Dies erschwert auch den Kontakt zu den Eltern, die oftmals ebenfalls keine oder nur geringe Deutschkenntnisse haben und häufig nicht mit dem deutschen Schulsystem vertraut sind. Dabei sieht Robin Simon es als Aufgabe der FGZ an, gerade diese Eltern mitzunehmen, eine Brücke zwischen ihnen und der Schule zu bauen und so Integration lebbar zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden vier Säulen erarbeitet, welche die Basis der Elternarbeit bilden: Vertrauen, Synergie, Augenhöhe und Aufgeschlossenheit. Diese vier Säulen hat Robin Simon den Schulleitungen von Startchancen-Schulen in Schleswig-Holstein im Frühjahr 2025 innerhalb des Formats „Ankerplätze“ in einem Videointerview vorgestellt. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die Säulen und am Ende des Beitrags die gesamte Aufzeichnung des Interviews.

Säule 1: Vertrauen

Säule 1 ist das Vertrauen, da ohne dieses die Arbeit in einem FGZ nicht möglich ist. Robin Simon erklärt, dass viele Eltern zunächst unsicher sind, da sie dem System Schule nicht vertrauen und fürchten, dass sie negative Folgen wie beispielsweise ein Eingriff des Jugendamts befürchten müssen, wenn sie sich mit Problemen an das FGZ richten. Um dieses Vertrauen aufzubauen, empfiehlt er bei allen Veranstaltungen als FGZ-Koordinierung anwesend zu sein und sein Gesicht zu zeigen, auch wenn diese nicht direkt mit der Arbeit des FGZ zusammenhängen. Die Möglichkeit, im Rahmen eines ungezwungenen Aufeinandertreffens den Kontakt zu Eltern herzustellen, ohne direkt eine Zusammenarbeit zu erbeten, fördert Vertrauen.

Säule 2: Synergie

Säule 2 ist die Synergie. Ziel dieser Säule ist es, Eltern, deren Vertrauen gewonnen werden konnte, in das System Schule zu integrieren. Dabei gilt es, die Stärken der Elternteile zu erkennen und im Rahmen verschiedener Formate einzubinden. So erinnert sich Robin Simon positiv an eine Gruppe bulgarischer und türkischer Mütter, die im Rahmen eines Eltern-Cafés ihre Kochkünste darboten. Diese Form der Einbindung zeigt Eltern, dass die Schule sie braucht und sie im Schulsystem eine wichtige Rolle einnehmen. Funktioniert die Synergie, fördert sie wiederum das Vertrauen in die Institution Schule. Das führt oftmals sogar dazu, dass einige Eltern, auch nachdem ihre Kinder von der Schule abgegangen sind, ehrenamtlich engagiert bleiben. Das hilft dem FGZ auch den Kontakt zu neuen Eltern zu finden, die oft denselben Communities angehören.

Säule 3: Augenhöhe

Säule drei ist die Begegnung auf Augenhöhe. Diese ist besonders wichtig, erklärt Robin Simon, da es nicht die Aufgabe von FGZ ist, die Eltern zu belehren, sondern sie mit einzubeziehen. Dabei ist es ungemein hilfreich, ihren Meinungen und Perspektiven auf Augenhöhe zu begegnen. Dies zeigt nicht nur Wertschätzung, sondern verbessert auch das eigene Angebot an Formaten, da die Eltern oft wissen, welche Angebote hilfreich für die Familien im Stadtteil sind.

Säule 4: Aufgeschlossenheit

Die vierte und letzte Säule ist Aufgeschlossenheit. Dabei ist zentral, sich vor anderen Meinungen nicht zu verschließen, sondern diese zuzulassen und einzubeziehen. . Besonders wichtig findet Robin Simon dabei auch andere Kulturen wahrzunehmen. Dabei fehlt es oftmals an Verständnis dafür, wie andere Kulturen funktionieren und was es bedeutet Teil einer anderen Kultur zu sein. Dort selbstreflektiert zu agieren hilft nicht nur die Beziehungen zu Eltern zu vertiefen, sondern auch die anderen Säulen zu stärken.

Hier finden Sie die Aufzeichnung.

WEITERE INFORMATIONEN

Text: Julika Enbergs, Wübben Stiftung Bildung 
Foto: © Wübben Stiftung Bildung / Peter Gwiazda, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Duisburg e.V.
Kommune: Duisburg
Schule: GGS Hochfelder Markt Duisburg