EINBLICKE IN DIE PRAXIS

Schule als Lern- und Lebensort zugänglich machen

Das Familiengrundschulzentrum Pahlkestraße in Mönchengladbach gibt es seit 2020. Mit welchen Hoffnungen das Familienzentrum verbunden ist, wie der Weg bis zum Start aussah und was die Etablierung für die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team bedeutet, beschreibt Schulleiterin Anke Müller im Interview.

In Mönchengladbach kommt ein Standort für ein Familiengrundschulzentrum (FGZ) in Frage, wenn sich Schulleitung und Kollegium explizit dafür aussprechen. Was waren damals Ihre Beweggründe, Ihre Schule zu einem Familienzentrum zu machen?

Ein für uns ganz wesentlicher Aspekt war die Vernetzung im Sozialraum, also im Stadtteil, sowie die Kooperation mit den anderen Partnern. Wir möchten Eltern noch stärker als Partner in die Erziehung und Bildung einbinden. Darüber hinaus bietet es die Möglichkeit, vielfältige, pädagogische Angebote für die Kinder und deren Familien zu machen, die das gerade hier im sozialen Brennpunkt besonders nötig haben und nicht alleine den Weg in die Vereine und zu anderen Stellen schaffen. Wir können ganz niederschwellig Angebote machen, an denen die Eltern teilnehmen, weil sie ohnehin jeden Tag zur Schule kommen. Wir können sie im Prinzip direkt am Schultor abholen. Auch die multiprofessionelle Zusammenarbeit schätzen wir sehr, gerade mit dem Jugendamt über die Schulsozialarbeit.

War Ihnen die Dimension direkt klar?

Ich habe anfangs im Internet recherchiert und geschaut, was es gibt und was dahintersteckt. Beispielsweise war ich in Gelsenkirchen auf verschiedenen Homepages, ich habe mich mit Kindergärten kurzgeschlossen, die schon Familienzentren sind und habe mich mit Herrn Akbas, dem Leiter der Erich-Kästner-Schule, die schon ein Jahr früher Familienzentrum geworden war, über die Vor- und Nachteile ausgetauscht. Wir sind also nicht ganz blind in das Projekt gestartet.

Welche Auswirkungen hatte diese Entscheidung für die Schule?

Ich glaube, dass man das so richtig erst nach einem Jahr sagen kann, weil die Pandemie reingegrätscht ist. Wir haben jetzt die Kooperationen, die vorher schon bestanden haben, weitergeführt. Auch bevor wir FGZ geworden sind, gab es hier den „Rucksack Schule“, es gab das Elterncafé und die Schulsozialarbeit mit vielen Angeboten, die Kooperation mit der Arbeitsstelle für interkulturelle Bildung und Integration (ABI) zur Sprachförderung, eine Kooperation mit der Kirchengemeinde oder Kochkurse mit dem Paritätischen. Wir sind also nicht bei Null gestartet. Diese Angebote bekommen jetzt ein Dach, werden gebündelt und zentral über Frau Kirsch koordiniert. Langfristig werden wir bestimmt stärker an den Angeboten im Stadtviertel teilnehmen, beispielsweise indem die Bildungsbande hier angesiedelt wird und wir beim Open Sunday mitmachen können. Ich denke, dass wir ebenso für Angebote, die das Bildungsbüro macht, wie etwa Museumsprojekte oder Spendenaktionen, angesprochen werden und uns beteiligen können.

„Langfristig werden wir bestimmt stärker an den Angeboten im Stadtviertel teilnehmen.“

Ich glaube auch, dass wir den Zuschlag für das Forschungsprojekt „Schule macht stark“, gemeinsam mit der GGS Waisenhausstraße, bekommen haben, weil wir jetzt ein FGZ sind. Dieser Aspekt hat die Entscheidung des Landes sicherlich positiv beeinflusst.

Das Konzept FGZ bietet die Möglichkeit, Schule als Lern- und Lebensort zugänglich zu machen. Es gibt vielfältige Angebote für Kinder und Eltern, die uns im rein schulischen Bereich überfordern würden, weil wir gar nicht die Kapazitäten hätten.

Wie arbeiten Sie als multiprofessionelles Team zusammen?

Wir haben innerhalb der Schule eine sehr gut funktionierende Teamarbeit und feste Termine, beispielsweise jede Woche mit Claudia Kirsch, mit der Schulsozialarbeiterin sowie mit allen Beteiligten der OGATA und sind daher sehr intensiv miteinander in Kooperation. Wir haben eine gute Kommunikation und leben Transparenz.

Die FGZ haben etwa einen festen Tagesordnungspunkt in der Lehrerkonferenz, sodass auch zwischen dem Gesamtkollegium und Frau Kirsch als Koordinatorin ein Austausch besteht. Was es uns leicht macht: Wir haben ein ähnliches, pädagogisches Leitbild, eine ähnliche Sicht auf das Kind, auf diesen Stadtteil und die Bedürfnisse der Kinder und Familien. Auch die langjährige Erfahrung in der Kooperation und Zusammenarbeit ist sehr förderlich.

WEITERE INFORMATIONEN

Interview: Simone Wans, Freie Journalistin
Foto: © Simone Wans
Kommune: Mönchengladbach
Schule: Grundschule Pahlkestraße